Seit 4Jahren, immer im Februar, läuft und organisiert Hartmut gemeinsam mit Lauffreunden einen Ultralauf …
- 2012 Dresden – Görlitz
- 2013 Theresienstadt – Dresden
- 2014 Dresden – Berlin
- 2015 Dresden – Prag
… und 2016 der Jakobsweg Dresden – Hof.
Warum Ultra, warum im Februar wo es schon mal Schneefälle und Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt geben kann? Hartmut ist Ultraläufer und arbeitet als Koch auf dem Theaterkahn in Dresden. Nur in den Winterferien bekommt er Urlaub und damit die Möglichkeit seine Ultra-Träume verwirklichen zu können.
In der Diskussion während und nach dem Lauf nach Prag entschieden wir uns, 2016 an 3Tagen 225km auf dem sächsischen Jakobsweg von Dresden nach Hof zu laufen und für die Hofer Behindertenszene e.V. Spenden zu sammeln. Der Verein betreut unter anderem behinderte Sportler, die 2017 bei den in Hof stattfindenden Special Olympics Bayern starten wollen.
Mein Plan war, am ersten Tag einen, meinen 59. Marathon und an den beiden folgenden Tagen jeweils Teilstrecken zu laufen und dazwischen die Gruppe als Helfer zu unterstützen. Ob und wie das umsetzbar war, würde sich zeigen.
Freitag – es war soweit, halb sechs morgens herrscht an der St.Jakobuskirche in Pesterwitz hektische Betriebsamkeit. Die Läufer treffen ein, die Presse ist da, nur einer fehlt – Hartmut. Es gab Probleme beim Anbau des Radträgers am Auto. Das hat Konsequenzen für Kerstin, die uns auf dem Rad begleiten wollte und nun kurzerhand entscheidet – dann lauf ich halt 🙂 Eine Radbegleitung gibt es trotzdem – Jens ist da. Bis Chemnitz wird er unseren Lauf mit dem Fotoapparat dokumentieren und uns mit seinen lockeren Sprüchen bei Laune halten 🙂 Nachdem nun alle da sind, das Gepäck in die Begleitautos verladen ist, Presseinterviews und Fotos gemacht sind, starten wir mit knapp 40Minuten Verspätung zum ersten Etappenziel Richtung Chemnitz.
Die Pesterwitzer Wege kenn ich, denn das ist neben dem Zschonergrund mein Laufrevier. Allerdings hab ich die Schilder mit der Jakobsmuschel erst in den letzten Wochen bewusst wahrgenommen. Über Freital-Wurgwitz geht’s entlang der alten Bahnlinie Freital-Nossen, vorbei an Kesselsdorf, nach Grumbach. Nach ca. 8km wartet hier, am ersten Verpflegungspunkt, unser Helferteam, Hartmuts Frau Michaela, seine Töchter Linda und Leonie, sowie Roland und Torsten mit der ersten Stärkung.
Es geht weiter über Fördergersdorf – hier am 2.Verpflegungspunkt kommt Norman dazu, der uns als Physiotherapeut bis Hof betreuen wird – quer durch den Tharandter Wald, über Grillenburg, Naundorf nach Halsbrücke. Beim Weiterlaufen in Halsbrücke (km35) meldet sich ein leichter Schmerz in meinem Rücken. Den ich aber gut ausblenden kann – ich wollte am ersten Tag eh nur einen Marathon laufen und das sind ja nur noch 7km. Am nächsten Verpflegungspunkt in Kleinschirma hab ich 43,5km auf der Uhr und steig in’s Auto. Mein Ziel am 18.April meinen 60.Marathon in Boston zu finishen, will ich nicht gefährden und entscheide keine weiteren Teilabschnitte mehr mitzulaufen.
Am Verpflegungspunkt in Kirchbach wartet die Presse und es gibt die ersten Freudentränen. Kerstin, deren Rad in Dresden bleiben musste, ist zum ersten mal 50km am Stück gelaufen – und hat damit ihren ersten Ultra gefinisht!!! – herzlichen Glückwunsch 🙂
Das Wetter hielt, es blieb trocken, die Sonne kam raus und die nächsten Streckenabschnitte wurden ohne Probleme absolviert. Nachdem gegen 19:30Uhr alle in der Jugendherberge am Getreidemarkt in Chemnitz eingetroffen sind, wo Ulf, Klaus, Micha und Jens den Lauf beenden und nach Dresden zurückfahren, ging‘s für uns unter die Dusche, zum Abendessen, zur Physiotherapie und zu Norman’s Regenerationstraining mit Tennisbällen. Der Grund für meine Rückenprobleme war eine Blockierung im Lendenwirbelbereich. Dank Norman‘s intensiver Behandlung hielten sich die Schmerzen an den folgenden Tagen im erträglichen Bereich.
Samstag – halb sechs Frühstück, halb sieben Start zur zweiten Etappe, die uns über 87km nach Oberlauterbach führen sollte. Mit dabei Micha, Mario und Janko, die aus Göttingen bzw. Nordhausen kommen und bis Hof mitlaufen werden. Das Wetter bot mit Temperaturen um +4°C und Sonnenschein wieder optimale Bedingungen. Am Verpflegungspunkt in Jahnsdorf erklärte uns Hartmut, dass er ab hier der Gruppe hinterher wandern wolle. Die Idee konnten wir ihm zwar nicht wirklich ausreden, allerdings mit einer klaren Ansage daran hindern sie umzusetzen. Das wäre eine logistische Herausforderung für das Supportteam und auch für Hartmut gewesen. Am Ende hat er eingesehen, dass es sinnvoller ist in’s Auto zu steigen, sich ein paar Stunden Erholung zu gönnen und am Sonntag erfolgreich die letzte Etappe nach in Hof zu laufen. Was sich dann auch als richtig erwiesen hat.
An der Pilgerraststätte in Jahnsdorf gab es nochmal einen Foto- und Interviewtermin mit der Presse. Der Herbergsvater war so begeistert, dass er kurz entschlossen die nächsten 8km bis Stollberg mitgelaufen ist. Auf dem Weg zum nächsten Verpflegungspunkt in Hartenstein wurde uns bewusst, dass wir ein Geburtstagskind dabei hatten und Torsten wurde von uns mit einen Ständchen überrascht. In Zwickau (km130) hatte Andreas sein Gesamtziel erreicht und wir setzten Ihn vor seiner Haustür ab. Katrin, Kerstin, Henry und Andre steigen in’s Auto und Jo, Tommy, Falk, Michael und Janko laufen weiter und bekamen Unterstützung von Harry, der nach einer Laufpause wieder einstieg.
Während die Laufstrecke bisher zwar profiliert über relativ breite und trockene Waldwege führte, wurde sie mit zunehmender Dunkelheit schlammiger und bergiger. Aber die Jungs bissen sich durch und erreichten gegen 19:30uhr unser Tagesziel – das Natur- und Umweltzentrum Vogtland in Oberlauterbach. Falk kommt hier mit einem dicken Knie an und entscheidet, nach einer ersten Schmerzbehandlung durch Norman, das 170km genug sind und bricht den Lauf ab. Er lässt sich von seinem Sohn abholen um am nächsten Tag zum Arzt zu gehen. Falk, wir wünschen Dir gute Besserung und dann seh’n wir uns bei einem Ultra irgendwo in der Gegend mit Sicherheit wieder 🙂
Das Abendessen ist geliefert, die Physiotherapeuten um Corina Manjock stehen bereit und Journalisten der Freien Presse sind auch wieder da. Bei intensiven Gesprächen über die Erlebnisse der letzten beiden Tage und das was da noch kommt, ist gegen 23Uhr Ruhe eingekehrt und das Licht aus.
Sonntag – Frühstück um 5 und pünktlich um 6 starten wir auf die letzte Tagesetappe nach Hof. Dieser Streckenabschnitt ist zwar mit 57km der kürzeste aber auch der profilierteste und wird allen Beteiligten nochmal alles abverlangen. Der Weg führt an’s Dreiländereck Sachsen-Bayern-Tschechien und Hartmut hat sich wieder erholt. Er läuft an der Spitze der Gruppe – es war die richtige Entscheidung in Jahnsdorf in’s Auto zu steigen. Auf den letzten Kilometern zieht das Tempo nochmal an und nach einem letzen Stopp am Ortseingang von Hof geht’s den Berg runter in die Stadt zum Ziel an der Kirche St.Martin, die wir gegen 15Uhr erreichen.
Im Hotel Strauss werden – nach einer langen, warmen Dusche – bei leckerem Abendessen, Rotwein und Bier die ersten Eindrücke diskutiert. Der Oberbürgermeister der Stadt Hof und Vertreter des Hofer Behindertensezen e.V. lassen es sich nicht nehmen uns zu begrüßen.
Ergebnisse
Jo 225km
Tommy 225km
Falk 170km
Thomas 165km
Henry 162,59km
Hartmut 153km
Janko 143km
Katrin 131km
Harry 131km
Andreas 130km
Andre 123,26km
Pirmin 120km
Micha 119km
Kerstin 105km
Mario 97km
Klaus 83km
Ulf 83km
Micha 83km
Reiner 43,56km
Spendengelder bisher 354,-€ (Henry)
Was bleibt nach so einem Lauf – die Genugtuung und Befriedigung die Distanz, egal wie lang die für jeden Einzelnen war, durchgestanden, neue Regionen in Sachsen, und Bayern kennengelernt und Lauffreunde getroffen zu haben die ich bisher nur aus dem Netz kannte. Natürlich auch die Befriedigung mit dem Lauf gutes für Organisationen und Vereine wie dem Hofer Behindertenszene e.V. getan zu haben, der sich um Menschen mit Handicap kümmert..
Ein großes Dankeschön geht an unsere HelferCrew Michaela, Linda, Leonie, Roland, Torsten, Norman und Jens – ihr habt einen super Job gemacht und großen Anteil am Erfolg dieses Projekts, denn ohne euch wären wir nie in Hof angekommen. Danke auch nochmal an alle Läufer die uns durch ihre Anwesenheit auf der Strecke die Motivation gegeben haben diese Distanz durchzustehen, sowie an den Dresdner Laufsportladen, Augustus Rex, Racemap, die Citroen Niederlassung Dresden und an alle Unterstützer – DANKE!!!!
Berichte von Kerstin, Falk, Henry und Hartmut
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Über diesen Lauf und meine anderen Wettkämpfe vom Ultralauf bis zum Ironman erzähle ich gern in einem Vortrag. Dabei gebe ich auf sympathische und kompetente Weise einen Einblick in den Alltag eines ambitionierten Sportlers, Trainers und Organisators von Sportveranstaltungen. Spanne einen Bogen in das tägliche Arbeitsleben und gehe auf die Themen Zeitmanagement, Selbstorganisation, Motivation und “work life balance” ein. Für einen Termin schickt mir bitte einfach eine Anfrage über das Kontaktformular