Es ist DER Berg-Ultramarathon überhaupt, stand seit Jahren auf meiner to-do Liste und am 27. Juli 2013 konnte ich den endlich laufen.
Abfahrt in Dresden Freitag früh 3Uhr um den heißen Temperaturen und den möglichen Staus auf der Autobahn zu entgehen. Hat auch prima geklappt und wir waren 10Uhr zum Frühstück in Davos. Den Tag verbringen wir mit Startunterlagen abholen, Besuch auf der Expo, Visite im Startbereich, einchecken im Hotel und einem Stadtbummel. Beim Blick auf die Streckenführung, die in diesem Jahr über den Sertigpass führt und den angesagten Temperaturen setzt dann doch ein mulmiges Gefühl ein – das willst Du wirklich laufen???!!!
Nach einem Regenschauer am Nachmittag und plötzlichem „Temperatursturz“ um 10°C entscheid ich mich doch dafür den Laufrucksack inklusive voller Wasserblase mitzunehmen und neben Fotoapparat, Telefon auch die Windjacke einzupacken. Die Jacke werd ich zwar nicht brauchen aber die Wasserreserve war eine gute Wahl.
Nach dem Abendessen geht’s nicht allzu spät in’s Bett, wobei an schlafen nicht zu denken war, im Nachbarhotel war Karaoke Party bis 1Uhr angesagt.
Der Wecker klingelt Samstagmorgen 5Uhr – zum Frühstück gibt’s zwei weiße Brötchen und stilles Wasser. Wir haben nur 5Minuten bis zum Startbereich und sind 6:30Uhr dort. Es sind mit ca. 15°C noch angenehme Temperarturen, aber in der Sonne wird es schon sehr warm und lässt uns ahnen dass es heute eine Hitzeschlacht werden wird. Pünktlich 7Uhr wird das Starterfeld über die K30, C42 und K78 Distanz auf die Strecke geschickt. Auf den ersten Kilometern ist vom Ultra noch nix zu merken, es geht auf flacher asphaltierter Straße auf einer Stadtrunde raus aus Davos (1538m) Richtung Monstein (1619m). Nach ca 5km treff ich Nolle und Holger, die beide vor 2 Wochen in Roth (Nolle Marathon Staffel und Holger Einzelstarter) am Start waren und heute 78km „auslaufen“ wollen. Die nächsten 32km werden kurzweilig denn beide haben viel von Roth zu erzählen. Am Ortseingang von Spina (1587) gibt’s das erste Highlight, wir werden von einer „Kuhglocken-Familienband“ die aus 4 Generationen besteht mit einem Kuhglockenkonzert begrüßt. In Filisur (1032m) finishen die Läufer der K30 Distanz, wir diskutieren grad wie man sich auf diesen Distanzen sinnvoll ernährt und ich erzähl von meinem sensiblen Magen. Ich hab‘s noch nicht ganz ausgesprochen, da meldet sich genau der mit einem Krampf zu Wort. Die nächsten 10km muss ich mich auf harte Diskussionen mit ihm einlassen und Nolle und Holger ziehen lassen. Ich versuch‘s damit dem Magen klar zu machen, das es keinen Sinn macht mir den Tag zu verderben. Es wäre auch blöd jetzt umzukehren und zurückzulaufen, weil weiterlaufen die kürzere Distanz ist :-). Bis nach Bergün (1365m) bei Km40 und dem Ziel der C42– bzw. Start der K42-Distanz, wechsel ich ins (schnelle) Wandern. Mein Magen beruhigt sich und ich entscheide die Verpflegung erst mal ausschließlich auf Wasser und wenig Gel umzustellen. Das geht auch gut, nur wird mit der Zeit der Wunsch nach eine Cola immer größer, aber es gibt nur Wasser, Iso, Müssli und Bananen. Also bleibe ich bei Wasser und meinem Gel. Durch die hohen Temperaturen, haben die Organisatoren umgeplant und ca. alle 3km Wasserstationen und Sprenkleranlagen eingerichtet. Die höchstgelegene gab’s auf 2739 Metern und die hierfür benötigten 2000 Liter Wasser wurden mit Hubschraubern nach oben geflogen – eine logistische Meisterleistung. Irgendwann hatte ich dann auch wieder einen Blick für die gigantische Bergwelt und sah das nächste Ziel, die Keschhütte auf 2632 Höhe immer näher kommen. Hier oben steht ein Rennarzt, der jeden Läufer kurz in Augenschein nimmt, um zu entscheiden ob der Hilfe braucht. Die brauchte ich aber nicht und am Verpflegungspunkt gab’s das worauf ich seit einer ganzen Weile Appetit hatte … COLA 🙂 … das war das Beste was passieren konnte und mein Magen fand das augenscheinlich auch – von dem hörte ich bis ins Ziel nämlich nichts mehr. Die Keschhütte ist nicht der höchste Punkt des K78 – auf den nächsten 5km geht es auf schmalen oder garkeinen Wegen, vorbei an Bergseen und Wiesen mit Alpenkühen hoch zum Sertig Pass auf 2739m Höhe. Dort oben am Verpflegungspunkt gab’s auch wieder Cola und dann geht’s über die Schneefelder des letzten Winters, Geröll, und steilen Trailpfaden stetig bergab nach Sertig Dörfli (1861m). Ab Grüensee (2204m/KM63) wechselt die Strecke vom alpinen Untergrund zu Feldwegen und ich konnte wieder loslaufen. Jetzt hielt mich nichts mehr, ich hatte wieder Kraft für einen Endspurt, sammelte viele der Läufer, die mich vor allem während meiner Magendiskussionen überholt hatten, wieder ein und brauchte für die letzten 15Kilometer bis nach Davos (1538m) 1:18h. Das gab nochmal einen Motivationskick für den Zieleinlauf im Sportzentrum, wo ich nach 11:48:21h hoch zufrieden und glücklich ankam.
Der Swiss Alpine K78 – das waren für mich 35km lockeres Einlaufen, 10km heftige Diskussionen mit meinem Magen, 18km Hochgebirgswandern und zum Schluss ein 15km Endspurt in’s Ziel – ein wunderschöner Lauf durch eine einzigartige Alpenlandschaft mit grandiosem Panorama und Happy End – einfach nur schön 🙂
hier gibt’s Bilder
Über dieses Rennen und meine anderen Wettkämpfe vom Ultralauf bis zum Ironman erzähle ich gern in einem Vortrag. Dabei gebe ich auf sympathische und kompetente Weise einen Einblick in den Alltag eines ambitionierten Sportlers und Mitorganisators von Sportveranstaltungen, spanne einen Bogen in das tägliche Arbeitsleben und gehe auf die Themen Zeitmanagement, Selbstorganisation, Motivation und “work life balance” ein. Für einen Termin schickt mir bitte einfach eine Anfrage über das Konatkformular.