Das DNF in Roth wollte ich so nicht stehen lassen und es galt, nach Tagen der Ursachenforschung, für 2015 noch ein Triathlon Highlight zu finden. ICAN Nordhausen – Schwimmen im klaren Sundhäuser See, eine anspruchsvolle Radstrecke durch das Harzvorland und eine Laufrunde durch die Stadt die es in sich hat, versprachen optimale Bedingungen für das geplante Erfolgserlebnis.Am Samstagnachmittag Abholung der Startunterlagen am Scheunenhof in Nordhausen, Rad CheckIN, Pastaparty mit Wettkampfbesprechung und danach einchecken im Hotel.
Ein erster Blick am Sonntagmorgen aus dem Hotelfenster bestätigte meine Hoffnung, dass sich die Hitze der letzten Tage mit dem Regen in der Nacht verabschiedet hatte. Der Wetterbericht kündigte zwar ab 8Uhr Gewitter und Regen an, aber diese Vorhersage sollte zum Glück nicht eintreffen, genauso wie die Befürchtung vom Abend ohne Neo zu schwimmen. Das Thermometer der Kampfrichter zeigte am Sonntag morgen 22,3°C, womit die Frage „Schwimmen mit Neo?“ für uns mit JA und für die ICAN64 Starter mit NEIN beantwortet wurde.
8Uhr Wasserstart – auf einem 1km langen Dreieckskurs, der inkl. Landgang zweimal durchschwommen werden musste – es fühlte sich gut an und ich setzte ich mich am rechten Rand des Schwimmfeldes ab. Das kostete mich zwar ein paar Meter mehr, aber ich war raus aus dem Getümmel und fand so schneller meinen Rhythmus. Nach 38Minuten war ich auf dem Weg zum Wechselzelt – Neo aus, Startnummer um, Helm und Brille auf und los auf Radstrecke.
Vor der Radstrecke hatte ich den größten Respekt, sollte es doch über 600Höhenmeter in’s profilierte Harzvorland gehen. Ein Problem bei den letzten Wettkämpfen war immer wieder mein Magen, der mit dem was ich ihm an Nahrung anbot nicht zurechtkam. Ich predige meinen Sportlern zwar immer – im Wettkampf keine Experimente – aber im Training geht man nicht so an’s Limit um Ernährung wie im Wettkampf zu trainieren. Diese letzten Promille sind aber immer wieder ausschlaggebend für Erfolg oder Misserfolg gewesen. Diesmal hieß, nach Rücksprache mit Caroline Rauscher, das Konzept – Riegel weglassen und Nahrungsaufnahme ausschließlich in flüssiger Form – und es hat funktioniert. Ich hab von meinem Magen während des gesamten Wettkampfes nix mehr gehört 🙂
Auf den ersten 25Kilometern hieß es „einrollen“ und Schwung holen für die dann folgenden, teilweise sich lang hinziehenden Anstiege. Ich merkte sehr schnell, irgendwas ist heute anders. Es rollt „fast von alleine“. In den 4Wochen zwischen der Challenge und dem ICAN bin ich im Training verstärkt Berge zwischen Cossebaude und Altleuteritz, sowie Niederwartha und Oberwartha gefahren und hab damit, wie sich jetzt herausstellt wohl die richtigen Trainingsreize gesetzt.
Nach dem letzten Anstieg am Orstausgang Petersdorf bot sich ein imposanter Blick in’s Tal auf Nordhausen und es ging in Schussfahrt runter in die Stadt. Am Theater wurde gewendet und die Strecke führte wieder raus aus der Stadt zur zweiten Runde. Den Beinen, meinem Magen und meiner Stimmung ging es immer noch prächtig und nach 2:46:54h stand ich in der Wechselzone2 – Rad abstellen Laufbeutel schnappen, Helm ab, Laufschuhe an und los ging‘s auf die 5km Laufrunde durch das Gehege, Nordhausens ältesten Naturpark, die 4x zu absolvieren war.
In die erste Runde versuchte ich langsam zu starten und mir die Strecke einzuprägen, was sich aus zwei Gründen als richtig herausstellen sollte. Der erste Grund – in der zweiten Runde standen wir zu dritt an einer Wegkreuzung, die Streckenmarkierung war nicht mehr eindeutig und wir waren uns nicht sicher – sollten wir nach rechts bergab, nach links zurück oder geradeaus bergauf laufen. Nach kurzer Diskussion entschieden wir uns für den Weg bergauf, der sich als der Richtige herausstellte 🙂 Der zweite Grund – die Laufstrecke hatte pro Runde 60Höhenmeter und die sollten sich am Ende bemerkbar machen. Das profilierte Gelände ähnelt ganz stark meinen Trainingslaufstrecken im Zschonergrund und mit jeder Runde lief es besser. So nahm ich in der dritten Runde auch die Denkmäler, die hier standen wahr – das Denkmal für den Algenforscher Prof. Friedrich Traugott Kützing, das Kriegerdenkmal und das Denkmal für Nordhausen‘s ersten Turnplatz. Irgendwann hatte ich dann 4Ringe am Arm und das hieß Endspurt für die letzten 3Kilometer – nach 5:14:37h erreiche ich das Ziel und belegte damit Platz 60 in der Gesamtwertung und Platz 2 in der AK55.
Nach meinem Ausstieg bei der Challenge hat der ICAN richtig Spaß gemacht und war vor allem wichtig für meinen Kopf. Er hat mir bestätigt, dass für den Erfolg unserer Projekte mentale Fitness mindestens so entscheidend wie körperliche Fitness ist.
Jetzt sind einige Tage Regeneration geplant, Ende August eine Staffelteilnahme beim KnappenmanXL und im September wird der Grundstein für mein Projekt 60:60:120 im Frühjahr 2016 gelegt – es bleibt spannend 🙂
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Über diesen Lauf und meine anderen Wettkämpfe vom Ultralauf bis zum Ironman erzähle ich gern in einem Vortrag. Dabei gebe ich auf sympathische und kompetente Weise einen Einblick in den Alltag eines ambitionierten Sportlers, Trainers und Organisators von Sportveranstaltungen. Spanne einen Bogen in das tägliche Arbeitsleben und gehe auf die Themen Zeitmanagement, Selbstorganisation, Motivation und “work life balance” ein. Für einen Termin schickt mir bitte einfach eine Anfrage über das Kontaktformular