Nach meinem ersten Start bei der Challenge Roth 2010 wollte ich es noch einmal wissen und die Stimmung am Solaer Berg genießen.
Mit dem Gefühl einer nahezu optimalen Vorbereitung mit Höhen und Tiefen war der Tag der Tage endlich da und ich stand im Main-Donau-Kanal. Beim Schwimmen fand ich schnell meinen Rhythmus, der nur durch eine harte Kopfnuss an der ersten Wende unterbrochen wurde. Nach 1:17h ging es raus aus dem Kanal, rein in das Wechselzelt und rauf auf’s Rad.
Die erste Radrunde verläuft unspektakulär, alles ist im grünen Bereich. Der Kalvarienberg kam unerwartet – die Anfahrt dazu hatte ich anders in Erinnerung. Jedenfalls war ich auch hier schneller oben als befürchtet und eh ich mich versah war ich in Hilpoltstein und fuhr DEM Highlight der Radstrecke entgegen. Was kommt ist der Solaer Berg – was hier abgeht kann man nicht beschreiben, deshalb versuch ich‘s auch gar nicht – man muss es erleben 😉
Meine Hochstimmung hält bis ca. km120 – dann „meldet“ sich mein Magen und unterschwellige Kopfschmerzen. Die Magenprobleme sind nicht neu, hab ich aber während der letzten Wettkämpfe irgendwie immer in den Griff bekommen. Heute ist es anders – die Krämpfe werden heftiger, Aeroposition geht gar nicht, die Kraft scheint förmlich aus den Beinen auf den Asphalt zu „laufen“ und ich krieg keinen Druck mehr auf die Pedale. Ich „schleiche“ über die Radstrecke und es wird nicht besser. Jetzt kommt Kopfkino – was tun? Der Wind nimmt zu, die Temperaturen steigen, es stehen noch 50km Rad und 42km Laufen auf dem Plan – wie willst du da durchkommen? Bei der zweiten Durchfahrt am Solaer Berg kommen noch mal die Emotionen hoch und die Motivation steigt wieder – das schaffst du DOCH!!!??? Am Ende aber gewinnt mein Kopf das Spiel und die Einsicht – das ist nicht mein Tag, … steig mit erhobenen Kopf aus, … du musst dir nichts beweisen. Das Rennen nach dem Rad zu beenden und nicht auf die Laufstrecke zu gehen setzt sich endgültig durch. In der Wechselzone2 versucht der Moderator mich zwar nochmal zu überreden weiter zu machen, hat aber keine Chance mehr. Meine Entscheidung steht fest und ich melde mich bei einem Kampfrichter ab.
Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen – 9Monate Training, 9Monate diesem Ziel alles untergeordnet, die Familie genervt, … – und dann kein Finish. Es wird immer wieder kommuniziert, solche Entscheidungen zeigen Größe und wir wachsen daran. In dem Moment aber möchte man ganz klein sein und nicht wahrgenommen werden. Heute, 3Tage später bin ich mit mir im Reinen und steh zu meiner Entscheidung. Ich hätte mir nichts Gutes getan wenn ich die Signale meines Körpers überhört und durchgezogen hätte. Ich hab eine Verantwortung für mich, meine Familie und auch als Trainer – es war die richtige Entscheidung!!!
Jetzt wird das Ganze ausgewertet und Gründe analysiert, von denen es einige gibt – die letzten Tage vor Roth waren nicht ganz einfach.
Ich schau nach vorn und da steht in 4Wochen eine Halbdistanz, der ICAN in Nordhausen im Kalender. Die Vorfreude darauf ist schon wieder da und das ist ein gutes Zeichen 🙂
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Über diesen Lauf und meine anderen Wettkämpfe vom Ultralauf bis zum Ironman erzähle ich gern in einem Vortrag. Dabei gebe ich auf sympathische und kompetente Weise einen Einblick in den Alltag eines ambitionierten Sportlers, Trainers und Organisators von Sportveranstaltungen. Spanne einen Bogen in das tägliche Arbeitsleben und gehe auf die Themen Zeitmanagement, Selbstorganisation, Motivation und “work life balance” ein. Für einen Termin schickt mir bitte einfach eine Anfrage über das Kontaktformular