Mein Höhepunkt in der zweiten Jahreshälfte hieß in diesem Jahr Ironman70.3 Zell am See am 28.August 2016.

Donnerstag – Anreise. Abseits vom großen Triathlontreiben finden wir in der Jausenstation Stangerbauer, ca. 500m oberhalb IMG_0546KAvon Kaprun eine urige, gemütliche Jausenstation mit einem genialen Blick auf den Zeller See und liebenswerten Wirstleuten, die sich rührend um uns kümmerten. Ein echter Geheimtipp für einen Aufenthalt in familiärer Atmosphäre wo wir uns sofort wie zuhause fühlten.

Freitag – Anmeldung im Congress Center und danach ein Ausflug auf die Schmittenhöhe und Sonnenalm, wo uns Anke und Mathias vom MyGoal-Team über den Weg laufen, die auch beim IronMan70.3 starten werden 🙂

Samstag – Wettkampfeinweisung, Sprung in’s 20°C warme, glasklare Wasser des Zeller See’s und Radstreckencheck – der vor allem wichtig für meinen Kopf war. Die Radstrecke versprach mit ihren 1280HM anstrengend zu werden. Aus dem Auto heraus empfand ich das allerdings gar nicht so heftig. Wie sich das dann auf dem Rad anfühlt werde ich am nächsten Tag sehen.

Aus den Infos der Wettkampfbesprechung und des Racebooks war mir im Vorfeld nicht wirklich klar welche Wege ich in der Wechselzone zurücklegen sollte. Deshalb nahm ich mir für den RadcheckIn am Nachmittag etwas mehr Zeit und versuchte mir die Gegebenheiten und Wege irgendwie einzuprägen.Strecke

Sonntag – Raceday. 7Uhr Frühstück und gegen 8:30Uhr Ankunft am Schwimmstart in Schüttdorf. Auf dem Weg vom Parkplatz zur Wechselzone treff ich Annett, die nach Verletzungspause hier die Vorbereitung für ihre Ironman Quali für 2017 startet und Jens, der Zell am See als Traíningswettkampf auf dem Weg zu seiner  2.Langdistanz in Barcelona absolvieren will.

11Uhr mit einem Kanonenschuß springen die Profis in’s Wasser. Die Agegrouper werden mit Rolling Start in’s Wasser geschickt, den empfand ich als sehr entspannt – aber ich bin ja auch nicht auf einen Slot bei der Ironman WM aus. Die Schwimmstrecke führt in einem Dreieckskurs raus auf den See und wieder zurück zum Strandbad. Ich finde schnell meinen Rhythmus und bin nach 38Minuten wieder in der Wechselzone.

finisherpix_1363_010283Wechselbeutel aufnehmen, Neo aus, Radhelm und Brille auf, Startnummer umbinden und schon sitze ich auf dem Rad. Blöd nur, wenn man sich zu sehr auf die Radschuhe statt auf die Strecke konzentriert. Ich kollidiere beim Schließen der Schuhverschlüsse mit einer Lebensbaumhecke am Straßenrand und finde mich auf dem Asphalt wieder. Das hat kleine Schürfwunden an Ellenbogen und Hüfte zur Folge. Dem Rad scheint zum Glück nichts passiert zur sein, also aufsteigen und weiter – das hätte auch anders ausgehen können!

Auf den ersten 20km geht es relativ flach durch das Naturschutzgebiet der Salzach nach Lend.  Danach folgt die 14km lange Kletterpartie hoch zum auf 1292 Meter gelegenen Filzensattel. Dabei sind die ersten 12km mit einer moderaten Steigung ganz gut zu bewältigen. Bevor es ernst wird, tut sich an der Dorfkirche von Dienten ein WP_20160827_12_01_04_Proimposantes Panorama auf den Hochkönig auf. An dem Anblick kann man sich aber nicht lange erfreuen, denn die nächsten 2km  hoch bis zum Pass haben es in sich und werden richtig steil. Beim Hochfahren bietet sich ein kurioses Bild – die Einen schieben ihr Rad, die Anderen „ziehen“ sich an den Leitplanken entlang der Straße Meter für Meter hoch oder nutzen die Parknieschen zur kurzen Erholung. Mein Bergtraining der letzten Wochen zahlt sich finisherpix_1363_023485aus, ich muss nicht absteigen und ich kann an vielen vorbeifahren. Oben angekommen folgt die nächste Herausforderung – die Abfahrt nach Saalfelden am Steineren Meer. Hier ist Sensibiltät gefragt, zu intensives Bremsen oder zuviel Tempo kann einen Sturz oder eine Radpanne und damit das Aus beim Rennen bedeuten. Ich krieg das ganz gut hin und finde mich schneller als gedacht im Stadtzentrum von Zell wieder.  Es geht auf selektivem Kurs weiter nach Miersell und zurück nach Kaprun. Kurz vor Bruck höre ich ein Schleifgeräusch am Vorderrad. Ich halte kurz an und merke dass die Bremse, wahrscheinlich als Folge des Sturzes,finisherpix_1363_017920 schleift. Allerdings kann ich das nicht abstellen und entscheide die letzten 10km mit dem Problem weiter zu fahren. Nach 3:20:44h lauf ich in die Wechselzone und wechsel in die Laufsschuhe.

Jetzt hatte ich zwei Herausforderungen – die erste waren die Temperaturen, die mittlerweile bei mehr als 35°C liegen, was den Laufpart zu einer Hitzeschlacht machen wird. Die zweite Herausforderung ist mein Lauftempo. Durch einen Muskelfaseranriss im Oberschenkel, den ich mir im April zugezogen hatte, war in den letzten Wochen kein strukturiertes Lauftraining möglich. Dank der physioterpeutischen Betreuung durch Ute, war ich mir aber sicher den Laufpart ohne größere Probleme zu überstehen. Mein Plan war langsam loslaufen und je nachdem was mein Po-Muskel mir kommuniziert Tempo steigern oder rausnehmen. Auf den ersten Metern war aber schnell klar, schnelles Laufen ist nicht heute nicht wirklich möglich und so versuchte ich in einem moderaten Tempo über die 21km zu kommen.

Die Laufstrecke führte von Schüttdorf knapp 3km  in’s Zentrum von Zell am See und finisherpix_1363_021558dann in einer Schleife von jeweils 9km um den Zeller See, nach Thumersbach und zurück nach Zell, die zweimal zu laufen war. Am ersten VP griff ich zur Cola und entdecke eine kühle Dusche. Die Hoffnung an jedem VP eine Dusche nutzen zu können erfüllte sich und die Vorfreude diese Prezedur aller 2km zu wiederholen, war die Motivation in der drückenden Hitze weiter zulaufen. Die Stimmung an der Strecke hielt sich in Grenzen – am Stadtplatz und am heiligen Hippolyt waren Stimmungsnester. Am Campingpatz und Strandbad von Wiesenlehen vesuchten Badegäste uns mit Wasser aus dem Zeller See abzukühlen. Um da in kein Motivationsloch zu fallen, war Kopfkino nötig. Für mich hier aber kein Problem – ich freute mich ja auf die Dusche 🙂

Nach 2:20h bog ich, pitsch nass bis auf die Haut, auf die Zielgerade ein und lief nach 6:30:06h glücklich und stolz in’s Ziel. Damit belegte ich Platz 1225 in der Gesamtwertung und Platz 7 in der Altersklasse 🙂 .

Was jetzt kam, waren 7Tage Regeneration inkl. Wandern in den Kapruner Bergen, leckerer österreichischer Hausmannskost und angenehmer Betreuung in der gemütlichen Jausenstation beim Stangerbauern, die wir sehr genossen haben – wie schon gesagt, ein echter Geheimtipp.

Ob ich in diesem Jahr beim Dresden Marathon im Oktober als Zeitläufer starte oder die Saison 2016 beende, entscheide ich nach Konsultation mit meinem Oberschenkel in den nächsten 2Wochen 🙂

Bilder
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Über diesen Lauf und meine anderen Wettkämpfe vom Ultralauf bis zum Ironman erzähle ich gern in einem Vortrag. Dabei gebe ich auf sympathische und kompetente Weise einen Einblick in den Alltag eines ambitionierten Sportlers, Trainers und Organisators von Sportveranstaltungen. Spanne einen Bogen in das tägliche Arbeitsleben und gehe auf die Themen Zeitmanagement, Selbstorganisation, Motivation und “work life balance” ein. Für einen Termin schickt mir bitte einfach eine Anfrage über das Kontaktformular