Die Hölle von Q war schon 2017, als der Startschuss zur Erstaustragung fiel, eines meiner Themen. Ich bekam damals eine Anfrage eines Triathleten ihn beim Training zu dieser Halbdistanz zu unterstützen. Die Hölle, die sportlich anspruchsvollste Mitteldistanz nördlich der Alpen mit 1600 Höhenmeter verteilt auf zwei Mittelgebirgsanstiege und einer Laufstrecke mit Trails und Kopfsteinpflaster hatten damals mein Interesse geweckt. Es sollte aber noch 8 Jahre dauern bis der Termin in meinen Kalender passte 😁.
- zur Hölle
Wir fahren 5:35 Uhr mit dem Zug von Quedlinburg nach Ditfurt und laufen im Halbdunkel vom Bahnhof zum Schwimmstart. Ich gehe nochmal zum Rad, kontrolliere den Reifendruck, klicke die Radschuhe in die Pedale und ziehe auf dem Weg zum Schwimmstart schon mal den Neo an. Denn während die Wassertemperatur des Ditfurter Sees bei angenehmen ca. 21°C lag, schaffte es die Lufttemperatur gerade mal auf 11°C.
Es folgt die Startaufstellung in Otts Garten. Nach geplanten Schwimmzeiten und mit entspanntem Rolling Start geht’s für mich gegen 06:45 Uhr! ins Wasser 🏊😁. So zeitig bin ich weder beim Training noch bei einem Triathlon im Freiwasser Schwimmen gewesen. Über dem Ditfurter See lag eine Nebelbank, durch die die Sonne blinzelt. Die Blinklichter an den Bojen gaben ein mystisches Bild, passend zu den Harzer Geschichten um Hexen und Teufel.
Ich fand trotz schwieriger Orientierung wegen der Nebelbank über dem Wasser schnell meinen Rhythmus. Die Füße der vor mir schwimmenden Triathleten gaben die Richtung vor. Auf dem Rückweg zum Schwimmausstieg tauchte der Kirchturm der Ditfurter Kirche über dem Nebel am Ufer auf und diente als Orientierung. Das Bild war mystisch und ich überlegte kurz anzuhalten und den Blick zu genießen 😎. Tat das aber dann doch nicht und stand nach reichlich 2km und 41:34 Minuten an meinem Rad in der Wechselzone 💪👍.
- auf in die Berge
Es war frisch und ich überlege noch kurz Windjacke oder Ärmlinge anzuziehen. In der Hoffnung, dass es schnell wärmer wird, lass ich das dann aber. Auf den ersten Kilometern im Bodetal ist es zwar etwas frisch, aber es gibt immer wieder kleinere Hügel und spätestens auf dem Anstieg von Wienrode Richtung Schutzhütte am Tresestein (Roßtrappe) wird mir ganz schnell warm. Das Radtraining der letzten Wochen in den Bergen im Dresdner Westen zeigte Wirkung und ich kann die Berge in einem für mich angenehmen Tempo hochfahren, ohne später auf der Laufstrecke Krämpfe zu riskieren.
Es geht wieder runter ins Bodetal und dann von Allrode hoch zum Verpflegungspunkt nach Friedrichsbrunn 😁. Den Verpflegungspunkt nutze ich nur um die leeren Gels zu entsorgen und mach mich auf den Weg zur Schussfahrt nach Thale. Was für eine genial Abfahrt. Der Belag ist makellos, die Straße breit und die Kurven sind gut zu fahren. Mitten in der Abfahrt wird mir bewusst, dass ich den Weg ja nochmal wieder hochfahren muss und sehe an den Gesichtern der in der Gegenrichtung fahrenden Triathleten, dass das nochmal ein schweres Stück Arbeit wird.
Nach der Schleife durch Thale geht’s wieder zurück zum Berg nach Friedrichsbrunn. Den Anstieg berghoch fahr ich gefühlt mega langsam, aber meine Uhr zeigt mir so langsam bin ich dann doch nicht. Schneller als gedacht bin ich wieder oben am Verpflegungspunkt. Nochmal Kohlenhydrate auftanken und schon geht’s wieder den Berg runter nach Thale. Nach 3:38:00h, 83km und 1600 Höhenmetern erreiche ich die Wechselzone 2 am Thaler Hbf.
- wenn Du denkst, dass es das fast war, kommt erst die Hölle
Jetzt muss ich nur noch einen Halbmarathon laufen 😁🏃♂️. Nach den ersten 200 Metern kurze Verwirrung über die Streckenführung an der Bodekeilerbrücke. Zur Wettkampfbesprechung wurde zwar eine alte Brücke erwähnt, aber die erste Brücke war einen Neue und hier war weder eine Markierung, noch stand da ein Streckenposten. Also sind wir erst mal nach Gefühl und auch richtig weiter geradeaus gelaufen. Zweite Verwirrung nach gut 1000 Metern am Abzweig Wolfsburger Straße/Harzklubweg. Der Streckenposten hier war mit sich beschäftigt und eine Markierung gab`s auch nicht. Aber wir haben auch das gemeistert.
Die ersten Kilometer fühlten sich noch gut an und dann kam der lange stetige Anstieg um die Teufelsmauer. Der zeigte Wirkung – meine Oberschenkel meldeten sich und wollten eigentlich eine Pause. Mein Tagesziel war Spaß haben und mit einem Lächeln im Gesicht ins Ziel zu kommen. Also Tempo rausnehmen und versuchen die Muskulatur locker zu halten. Bergauf ist das leichter gesagt als getan. Bis dahin hat das auch gut funktioniert, die Radstrecke und die ersten Laufkilometer haben bis hier hin Spaß gemacht.
Die Ernährung hat super geklappt und jetzt gings nur noch darum „locker“ nach Hause zu laufen 😁🏃♀️. Es wurde wärmer und ich versuchte mich an den VPs mit Wasser aus den Trinkbechern runterzukühlen. Die große Dusche 🚿😊 im Marienhof von Neinstedt kam sehr gelegen. Entlang der Bode, gings am Waldrand in der prallen Sonne weiter Richtung Quedlinburg. Die Türme der Altstadt konnte ich schon sehen und dachte, das war‘s ja fast 😁🏃♂️ – was soll jetzt noch kommen? Aber wenn Du denkst, dass war`s, dann kommt doch noch was – die Hölle nämlich 😁🏃♀️…
… ab dem Stadtrand von Quedlinburg in Form von KOPFSTEINPFLASTER! – auf den Fußwegen, den Straßen und den engen Gassen. Bis zum Ziel war es jetzt nicht mehr weit. Es wäre aber nicht die Hölle, wenn nicht noch ein paar Höhenmeter kommen würden. Also 200m hoch zum Münzenberg und wieder runter. Weil‘s so schön war dann gleich nochmal 300m hoch zum Schlossberg und auch wieder runter. Der Schlossberg war eigentlich gesperrt und eine Baustelle, aber extra für uns hat die Stadt das Tor aufgemacht 😁. Es wäre einfacher, aber auch langweiliger gewesen diese beiden Anstiege, die uns dem Ziel keinen Schritt nähergebracht haben, wegzulassen😁.
Die letzten Meter führten kurz vorm Ziel durch die Gasse, die der Hölle ihren Namen gibt😁…
… jetzt wars das aber wirklich und nach 7:08:22h steh ich auf dem Quedlinburger Marktplatz im Ziel – FINISH! 🏁🏊🚴♂️🏃♂️💪👍🏅🏆
Die Hölle von Q ist eine kleine, liebevoll organisierte Halbdistanz die mir alles abverlangt hat. Im Ziel waren die Worte „sehr hart“ und „sehr schön“ meist in einem Satz zu hören. Dem Ruf ein der „härtesten Mitteldistanzen nördlich der Alpen“ zu sein, ist die Hölle von Q aus meiner Sicht vollkommen gerecht geworden 😁.