Tja, wie fang ich an. Eigentlich sollte es am 04.09.2011 in Rochlitz eine „lockere“ Halbdistanz werden, aber es kam anders. Die Vorbereitung lief durch den Jobwechsel nicht optimal und ich hatte mir vorgenommen so locker wie möglich ins Ziel zu kommen.
Bergtriathlon in Rochlitz ist eine kleine aber feine Veranstaltung, die von den Leuten um Rainer Spreer mit viel Herzblut zum 25. Mal organisiert wird. Das war ein auch Grund in diesem Jahr die sächsischen Meisterschaften über die Halbdistanz nach Rochlitz zu vergeben. Ich mag die Berge und deshalb stand der Bergtriathlon schon lange auf meiner Liste der noch zu bestreitenden Wettkämpfe. In diesem Jahr sollte es soweit sein und wie sich im Nachhinein herausstellen sollte, würde ich hier meinen Meister finden.
Der Name ist Programm und die Streckenprofile haben es in sich. Das zeigt sich schon am Schwimmkurs, der laut Internetseite einen „Höhenunterschied“ von 10m aufweist.
Eine kleine Schar von 34 Startern über die Halbdistanz, 19 Startern über die Olympische Distanz und 8 Staffeln, ebenfalls über die Halbdistanz, steht 10:30Uhr an der „Startlinie“. Es sind 2 Runden a 1km, inklusive Landgang im 21,7°C warmen Badesee Biesern zu schwimmen. Die 10m Höhenunterschied hab ich nicht bemerkt. Nach 39:48 Minuten war ich raus aus dem Wasser und fand mich auf der ebenfalls profilierten Radstrecke a 21km wieder, die es 4mal zu bewältigen galt.
Es ging die Berge hoch, die Berge wieder runter. In Wechselburg wird die Straße zur engen Gasse und mündet den Berg wieder runter in eine schöne Serpentine, die zu einem Geschwindigkeitsrausch provoziert. Blöd nur wenn mitten auf dem Berg ein PKW die Straße dicht macht und nach dem Weg fragt – ist mir passiert auf Runde2. Nach 3:19:54 erreiche ich ohne größere Probleme zu bekommen die Wechselzone auf dem Marktplatz. Die Temperaturen waren mittlerweile auf 30°C geklettert, weshalb ich mich am Verpflegungspunkt mit Wasser und Cola versorge. Die Laufstrecke führt idyllisch an der Mulde entlang, hoch zum Gipfel des Rochlitzer Bergs. Bei dem Weg raus aus der Stadt gibt’s Sonne pur und ich merke wie sich ganz langsam Kopfschmerzen den Weg über den Hinterkopf zu meiner Stirn bahnen. Die ersten Steigungen lauf ich hoch, doch kurz bevor der Weg in den Wald einmündet sagt mein Kopf „… was machst du hier? … geh doch einfach, du musst dir nix beweisen…“. Also geh ich und der Gedanke gar nicht mehr loszulaufen setzt sich in meinem Kopf fest und beginnt mir zu gefallen. Mario vom Moritzburger TV läuft zu mir auf und versucht mich in seiner ganz persönlichen Art zum Weiterlaufen zu überreden, hat aber keinen Erfolg. Wer Mario kennt, weiß dass das ganz schwer ist und ich mit der Entscheidung eigentlich schon durch bin. Ich geh weiter, lass Mario weiterlaufen, passiere den nächsten Verpflegungspunkt, mach ein freundliches Gesicht für den Fotografen, geh locker den Berg hoch und mein Kopf sagt immer wieder „…lass es einfach, nochmal die Runde durch die Stadt und den Weg am Waldrand Richtung Rochlitzer Berg musst du dir nicht antun…“. Mit jedem Schritt Richtung Gipfel gefällt mir der Gedanke immer besser und ich entscheide DIESEN Bergtriathlon NICHT zu Ende zu bringen. Nachdem die Entscheidung für mich durch ist, fühl ich mich schlagartig gut – die Kopfschmerzen sind weggeblasen und ich „laufe“ entspannt zum Marktplatz.
Im Ziel angekommen informier ich die Zeitmessung und den Hauptkampfrichter über mein DNF, gönn mir ein Bier und einen Massage und fühl mich immer noch wohl mit meiner Entscheidung.
Einen Tag später und einer Nacht drüber schlafen steh ich nach wie vor dazu und bin um eine große Erfahrung reicher. Es ist leichter gesagt als getan – wenn’s nicht läuft dann steig einfach aus, aber einfache Entscheidungen gibt’s nicht. Man denkt immer „… du kannst jetzt nicht einfach aussteigen – du hast wochenlang trainiert und MUSST das Ding durchstehen, die paar Kilometer schaffst du noch…“ – ABER, jetzt weiß ich – die Entscheidung zum Abbruch fällt niemals leicht, zeugt aber auch von wahrer Größe UND ich kann und muss die Entscheidung auch nicht begründen, nachvollziehen kann’s eh Keiner.
Ob ich eine Revanche im nächsten Jahr kriege und es eine 26. Auflage geben wird steht in den Sternen. Die Veranstalter denken drüber nach, dem 25. Bergtriathlon keinen weiteren folgen zu lassen, was ich sehr schade fände.
Nun zur Statistik:
Von den 34 gestarteten Teilnehmern auf der Halbdistanz haben laut Ergebnisliste 26, von 19 Startern auf der Olympischen Distanz haben alle 19 und von 8 Staffeln haben 6 gefinisht.
Die Sachsenmeistertitel über die Halbdistanz gingen nach Dresden an
- Virgienie Garten 5:37:51 TV-Dresden
- Alexander Mack 4:51:21 TV-Dresden
- und Mario Ulbrich vom Moritzburger-TV hat seine zweite Halbdistanz in 6:37:37 gefinisht.