Bei meinem 12.Start am Rennsteig starte ich zum 11.mal über die lange Strecke von 72,7km. Diesmal mit der Absicht Sebastian Schliwa, der den Weg von Dresden nach Eisenach in 4 Tagen und 270km zu Fuß zurückgelegt hatte, auf der letzten Etappe über die Supermarathonstrecke zu begleiten. Ziel war mit einer 6:30er Pace über die gesamte Strecke zu laufen.
Da sich mein Rücken in der letzten Woche wieder gemeldet hat – Schmerzen beim Sitzen und Gehen, sobald ich losrenne ist alles schön 🙂 – hab ich am Donnerstag bei Ute von ars medica Dresden noch einen Termin zum Tapen wahrgenommen.
Anreise am Freitag und Treff auf dem Markt in Eisenach mit Sebastian und dem MDR, der Sebastians Lauf begleitet. Nach dem Abholen der Startunterlagen diskutieren wir noch kurz die Strategie für den nächsten Tag und ich mach mich auf dem Weg nach Suhl in‘s Hotel.
Beim Abendessen treffe ich Rainer Striebel vom Dresden Marathonverein, der den Halbmarathon laufen will. Es wird ein ausgedehntes Gespräch über die Dresdner Laufszene, das Wetter und die Strecke, die am nächsten Tag auf uns wartet. Gegen 22:00Uhr mach ich das Licht aus und versuch die paar Stunden zu schlafen.
Am Samstag bin ich 02:50Uhr und damit vor dem Wecker klingeln wach, mach mich fertig zur Abfahrt und sitz 03:30Uhr im Bus nach Eisenach.
Bei Ankunft auf dem Markt in Eisenach empfängt uns die Sonne bei Temperaturen um die 5°C. Der Wetterbericht hatte Regen angesagt, aber der kam erst nachdem wir schon im Ziel in Schmiedefeld angekommen waren. 2000 Läufer stehen auf dem Marktplatz und stimmen sich beim Rennsteiglied auf den Start ein.
Nochmal eine kurze Abstimmung mit dem Kamerateam vom MDR zum Drehbuch für die ersten Meter – Sebastian soll an der Spitze loslaufen und am Ausgang der Fußgängerzone auf mich warten – pünktlich 6:00Uhr ertönt der Startschuss und wir machen uns auf den Weg 72,7km Richtung Schmiedefeld.
Am Ende der Fußgängerzone hat Sebastian ca. 100m Vorsprung, wartet allerdings nicht sondern läuft mit `ner 5er Pace die ersten Kilometer und 300Höhenmeter hoch zur Hohen Sonne. In Höhe des Burschenschaftsdenkmals hab ich es zwar geschafft auf Sebastian aufzulaufen, aber das Tempo reduzieren wir erst nachdem wir fast auf Höhe der Hohen Sonne angekommen sind.
Das Wetter bietet optimale Bedingungen, es ist trocken und die Temperaturen erhöhen sich auf ca. 12°C. Durch den Regen der letzten Tage ist die Strecke aufgeweicht und matschig, aber optimal präpariert.
Immer wieder taucht die Kamerafrau auf dem Motorrad vor uns auf, fragt aber nicht nach dem Weg sondern wie es uns geht. Sebastian ist gut drauf und man merkt ihm überhaupt nicht an das er in den letzten Tagen schon 270km gelaufen ist. Nach dem Abstieg vom großen Inselsberg muss ich immer öfter auf die Bremse treten damit wir nicht zu schnell werden. Es macht auch keinen Sinn jeden Anstieg hoch zu laufen, wenn man beim hochgehen genauso schnell ist und Körner spart für die Kilometer die da noch kommen.
Getränkestellen gibt es ca. aller 6km, Verpflegungsstellen ca. aller 10km und die sind wie gewohnt gut organisiert und bestückt. Es gibt Wasser, warmen Tee, Cola, Fettschnitten, Wurst und den berühmten Haferschleim. Ich versuch Sebastian immer wieder zu überreden davon mal zu kosten, aber er ist skeptisch und greift lieber zur Banane und Cola. Weder an der Glasbachwiese noch bei Halbzeit an der Ebertswiese, erst bei km54 am Grenzadler in Oberhof probiert er dieses Kultgetränk des Rennsteiglaufes dann doch.
Nach dem Grenzadler in Oberhof laufen wir stetig bergauf zum großen Beerberg, den mit 982m höchsten Punkt der Strecke um dann wieder bergab zur Schmücke zu kommen. Jetzt geht das rechnen los, Sebastian möchte gerne unter 8Stunden bleiben. Wenn wir aber mit dem 6er Schnitt den wir mittlerweile wieder erreicht haben weiterlaufen wird es eng. Deshalb mach ich bei Kilometer 68 die Leine, an der ich ihn die letzten 66km hatte, los und Sebastian stürmt den letzten Anstieg zum letzten Getränkepunkt „Bierfleck“ hoch, der seinem Namen gerecht wird, denn hier wird Köstritzer Schwarzbier ausgeschenkt.
Das Bier hat Sebastian sicher ignoriert, legt die letzten 3Kilometer in knapp 14Minuten zurück und ist nach 7:58:14h im Ziel. Es ist schon erstaunlich wie er nach knapp 350km diese Kräfte nochmal mobilisieren kann.
5Minuten später finishe ich meinem 11. Supermarathon in 8:03:27h.
Im Ziel, an der MDR Kamera nochmal ein Statement zu Sebastians sensationellen Lauf, dann geht’s unter die Dusche und zum verdienten Zielbier im Festzelt.
Die Aufgabe nicht so schnell wie möglich, sondern so sinnvoll wie nötig über die Distanz zukommen hat riesen Spaß gemacht. Sebastian war glücklich, auch wenn es sicher ein paar Tage braucht damit ihm bewusst wird was er da geleistet hat.
Der Film über Sebastians Lauf zum und über den Rennsteig wird im MDR-Fernsehen am 10.07.2013 21:15Uhr in der Sendung Biwak ausgestrahlt.
Über dieses Rennen und meine anderen Wettkämpfe vom Ultralauf bis zum Ironman erzähle ich gern in einem Vortrag. Dabei gebe ich auf sympathische und kompetente Weise einen Einblick in den Alltag eines ambitionierten Sportlers und Mitorganisators von Sportveranstaltungen, spanne einen Bogen in das tägliche Arbeitsleben und gehe auf die Themen Zeitmanagement, Selbstorganisation, Motivation und „work life balance” ein. Für einen Termin schickt mir bitte einfach eine Anfrage über das Konatkformular.
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