Es wird langsam eine Tradition  –  im Februar mit einem Ultralauf die Laufsaison zu  eröffnen. Nachdem ich mit Hartmut Kohn vor 2 Jahren von Dresden nach Görlitz lief, 2013 gemeinsam mit 20 Dresdner Läufern die Strecke von Theresienstadt nach Dresden absolvierte, liefen wir am 26. und 27. Februar 2014 in 2-Etappen über insgesamt 190km von Dresden nach Berlin.Strecke

Mit diesem Charity-Lauf unterstützen wir den Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Dresden und den Wolfskinder-Geschichtsverein Berlin.

Bei optimalem Laufwetter (trocken und 3°C) starten Hartmut, Franziska Kranich, Ulf Kühne, Sebastian Schliwa, Johannes Hacker, Mathias Klemm, Henry Wehder, Olaf Holz, und ich, am 26. Februar 2014 6Uhr morgens am Flughafen Dresden. Mit dabei sind Katrin Jeschke, Sylvia Teubert auf den ersten 25km bis Thiendorf, sowie Swen Smigaj  und Uwe Burkhardt, die uns bis Dahme begleiten werden.

Im Licht der Stirnlampen führt uns die Strecke durch das Gewerbegebiet am Flughafen über Volkersdorf und Bärnsdorf nach Radeburg. Wir machen einen kleinen Abstecher zum Breiten Teich/Brettmühle  –  im September Schwimmstrecke des Brettmühlentriathlons – und haben kurz vor 9Uhr am Autobahn-Rasthof Thiendorf das erste Viertel der Tagesstrecke geschafft. Hier ist Frühstückspause geplant, bei der wir auf unsere Eigenversorgung zurückgreifen und das Angebot zweier Fastfood Restaurants nicht annehmen. Katrin, Sylvia und Jens Kafka (unser Fotograf auf den ersten Kilometern) verabschieden sich und fahren zurück nach Dresden.

Auf den nächsten Kilometern macht sich plötzlich mein linker Fuß bemerkbar,  ihm ist der Schuh zu eng. Na prima, grad mal 1/7tel der Strecke geschafft und die ersten Probleme gehen schon los. Ich hab aber vorgesorgt und 3Paar Laufschuhe eingepackt. Also steht am nächsten Verpflegungspunkt in Kraußnitz ein Schuhwechsel an und meine Fußprobleme sind damit aus der Welt geschafft 🙂

In Lindenau (Km40) machen wir am Haus von Mathias die nächste größere Pause. Seine Familie ist da und versorgt uns mit warmen Tee. In der Nähe landet ein ADAC Hubschrauber, der aber einen anderen Auftrag hat und sich nicht um uns kümmern muss 🙂WP_000828

Weiter geht‘s auf der Landstraße Richtung Lauchhammer. Bei km46 erwartet uns ein Kamerateam vom Stadtkanal Lauchammer und die Lausitzer Laufpiraten Harald Skopi und Thommy Kummer, die einen Verpflegungspunkt für uns aufgebaut haben. Das Kamerateam ist recht schnell wieder weg, aber Harry und Thommy werden uns die nächsten 30Kilometer begleiten. Franziska steigt hier erst mal aus, wird aber auf dem Weg nach Berlin immer wieder auf einzelnen Streckenabschnitten einsteigen und Tempo machen.

Es geht weiter, mitten durch das Naturschutzgebiet Bergbaufolgelandschaft Grünhaus, einem alten Tagebaugebiet das jetzt renaturiert wird.

Wir haben die Verpflegungspunkte aller 7-10km geplant, das klappt aber nicht immer. Der Streckenabschnitt zwischen Finsterwalde (km67) und Sonnewalde (km79) wird eine kleine Herausforderung. Auf der öden, ellenlangen Landstraße fand sich keine Parkmöglichkeit für unsere?????????) Begleitfahrzeuge und so kam der nächste Verpflegungspunkt erst bei km79. Das waren 13Kilometer die immer länger wurden und damit nicht nur eine physische sondern auch mentale Herausforderung darstellten. Du guck’st immer nach vorne, siehst das Ende der Landstraße und hoffst auf ein leuchtend gelbes T-Shirt der HelferCrew – was  aber nicht kommt. Wir wussten, der nächste Verpflegungspunkt ist in Sonnewalde, aber der Ort besteht aus mehreren Gemeinden und das erste Ortseingangsschild markierte eine Gemeinde die immer noch 4Kilometer vom Markt in Sonnewalde entfernt war, wo unser Verpflegungsfahrzeug auf uns wartete. Meinen Laufrucksack nicht im Auto liegen gelasen zu haben, sondern auf meinem Rücken mitzunehmen, war eine kluge Entscheidung und so konnte ich jederzeit für Energienachschub sorgen – das wiederum war wichtig für meinen Kopf. Irgendwie haben wir den Markt und unsere VerpflegungsCrew dann doch erreicht 🙂 Nach einer verdienten und längeren Pause sind wir wieder los – die letzten 26Kilometer unter die Füße zu nehmen  –  wir hatten ja Termine 🙂

Am Verpflegungspunkt in Kleinkrausnik (km86) verabschiedeten wir uns von den Laufpiraten Harry und Thommy, die wieder zurück in die Lausitz fuhren.

Die nächsten Kilometer sollten für Hartmut eine Herausforderung werden. Er hatte nach dem Stopp in Sonnewalde erste Probleme mit seiner Oberschenkelmuskulatur, die auch durch leichtes Dehnen nicht weniger wurden und entschied sich ab sofort zu walken. Allerdings wurde es langsam dunkel und die letzten 20Kilometer führten auf unbeleuchteten Waldwegen mitten durch die Rochauer Heide. Er ließ sich erst mal nicht von dieser Idee abbringen und wollte auch keine Begleitung. Die Waldwege waren zwar dunkel, aber breit genug um mit dem Auto durchzufahren und so haben wir uns beim nächsten Verpflegungspunkt (km95) entschlossen Hartmut das Verpflegungsauto entgegenzuschicken. Bei km90 hat er dann die richtige Entscheidung getroffen und ist in’s Auto umgestiegen. Das war eine schwere, aber auch eine Entscheidung mit der er Größe bewies. Wir machen diese Läufe weil wir Spaß daran haben uns zu bewegen und müssen niemandem irgendetwas beweisen – die Gesundheit hat oberste Priorität.??????????????)

So sind wir alle gemeinsam nach 106Kilometern gegen 19:15Uhr im Hotel Am Schlosspark in Dahme angekommen, haben uns bei einem leckeren Abendessen Geschichten vom Tag erzählt und sind gegen Mitternacht zufrieden in’s Bett gefallen.

Die Nacht war kurz, denn wir wollten 6Uhr wieder starten. Das haben wir nicht ganz geschafft – Frühstück und die Verabschiedung von Mathias, Uwe und Swen haben etwas länger gedauert. Gegen 6:30Uhr war es dann soweit und wir sind los um Berlin zu erobern 🙂

Hartmut hat sich nach intensiver Diskussion mit seinen Beinen entschieden wieder in’s Auto zu steigen, sich bis Rangsdorf fahren zu lassen und von dort nach Berlin zu walken. Damit wird er zwar ein bisschen Verwirrung auf Racemap stiften, war aber für ihn, seine Gesundheit und seine Motivation die bessere Entscheidung. In Dahme kam Bernd Kutz von der LG Mauerweg dazu und hat uns bis Berlin begleitet.

Wie läuft man los nach 106Kilomtern in den Beinen und einer kurzen Nacht? Etwas eckig und unbeholfen, aber überraschender weise läuft es nach ein paar Metern wieder rund und wir freuten uns auf das Ziel in Berlin am Ende des Tages. Klingt zwar schwer nachvollziehbar, ist aber so.SONY DSC Bei solchen langen Distanzen ist zu 90% der Kopf entscheidend, wenn der mitspielt und gut trainiert ist, wird alles gut – es sind ja nur noch 84km 🙂

Eine Herausforderung wird’s trotzdem, denn es kommen wieder lange, flache und schnurgerade Landstraßen mit wenig Abwechslung. Also wird jedes noch so kleine Highlight mitgenommen. Kraniche auf einem Feld, auf dem die Reste landwirtschaftlicher Tierhaltung verteilt werden. Die „Verkehrswarnungen“ vor hoher Geschwindigkeit auf dem Fläming-Skate, geharkte Fußwege in abgeschiedenen brandenburgischen Dörfern und ungläubiges Kopfschütteln der Anwohner an der Strecke als die hören wo wir herkommen und noch hinwollen.

Wir laufen vorbei am Meilensee, durch Zossen und kommen nach Rangsdorf. Die Schritte werden kürzer und wir werden langsamer, aber die Motivation bleibt weiter ganz oben. Mit 1,5h Verspätung erreichen wir in Lichtenrade am Mauerweg (km175) die Stadtgrenze von Berlin. Hier warten seit gut 2 Stunden Nadine und Maty auf uns und wärmen sich erst mal mit einem Becher heißem Tee im Verpflegungsauto auf.

Nach einer kurzen Pause geht’s weiter auf die letzten 15Kilometer, auf denen nochmal Konzentration gefragt ist. War es in Brandenburg teilweise sehr einsam, sind die Berliner Straßen und Fußwege eher voll. Wir laufen die B96 entlang, die schnurgerade in’s Zentrum führt, müssen zickzack um Fußgänger herumlaufen, auf Radfahrer, Autos und Ampeln achten. Am Tempelhofer Hafen gibt’s den letzten Stopp auf der Strecke und dann geht’s im „Endspurt“ auf die letzten Meter.

An der Stresemann- / Ecke Wilhelmstrasse wartet Hartmut auf uns und wir „laufen“ die letzten 500Meter alle gemeinsam in unser Ziel  –  das Ibis Hotel am Anhalter Bahnhof – FINISCH 🙂SONY DSC

Nach einer langen, warmen Dusche werden in der Bar des Ibis-Hotel, bei leckerem Abendessen, Rotwein und Bier die ersten Eindrücke diskutiert. Mir ist auch heute noch nicht ganz klar was wir hier eigentlich gemacht haben und es braucht sicher noch ein paar Tage um das Erlebte zu verarbeiten.

Was bleibt nach so einem Lauf – die Genugtuung und Befriedigung 190km durchgestanden, neue Regionen in Sachsen, Brandenburg und Berlin und Lauffreunde persönlich kennengelernt zu haben, die ich bisher nur virtuell aus dem Netz kannte. Natürlich auch die Befriedigung mit dem Lauf Gutes für Organisationen und Vereine wie dem Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Dresden getan zu haben, der sich um Familien mit sterbenskranken Kindern kümmert.

Ein großes Dankeschön geht an unsere HelferCrew Michaela, Roland und Stefan – ihr habt einen großartigen Job gemacht und großen Anteil am Erfolg dieses Projekts, denn ohne euch wären wir nie in Berlin angekommen. Danke auch nochmal an alle Läufer die uns durch ihre Anwesenheit auf der Strecke die Motivation gegeben haben diese 190km durchzustehen. Ohne Sponsoren und Unterstützer ist so ein Projekt natürlich auch nicht zu realisieren, deshalb Dresdner Laufsportladen, August Rex, Racemap, die Citroen Niederlassung Dresden und an alle Unterstützer  –  DANKE!!!!

weitere Infos

Bilder

Laufstrecke 1.Tag DD-Dahme 106km 13:16:45h (reine Laufzeit 10:53:12h)

Laufstrecke 2.Tag Dahme-Berlin 84km 11:37:50h (reine Laufzeit 09:07:29h)

Hartmut’s Webseite

Über diesen Lauf und meine anderen Wettkämpfe vom Ultralauf bis zum Ironman erzähle ich gern in einem Vortrag. Dabei gebe ich auf sympathische und kompetente Weise einen Einblick in den Alltag eines ambitionierten Sportlers und Mitorganisators von Sportveranstaltungen, spanne einen Bogen in das tägliche Arbeitsleben und gehe auf die Themen Zeitmanagement, Selbstorganisation, Motivation und “work life balance” ein. Für einen Termin schickt mir bitte einfach eine Anfrage über das Kontaktformular.